Allgemeine Erklärung der Menschenrechte (1948)
Ein Problem zeigt sich bedauerlicherweise hartnäckig immer wieder: Man findet die Beschneidung von Frauen schlimm, während man es bei Männern gleichzeitig aber als völlig in Ordnung erachtet. Analysen von Fachpersonen wie Soziologen, Ethnologen und Psychologen zeigen demgegenüber aber, dass die Beschneidung von Frauen untrennbar mit der Beschneidung von Männern verknüpft ist. Das heisst, man kann nur Erfolg haben, wenn man im Grundsatz gemeinsam gegen die Genitalbeschneidung von Kindern kämpft.
Denn die männliche Genitalbeschneidung nicht zu hinterfragen und gleichzeitig die weibliche Genitalbeschneidung zu verurteilen verstärkt sexistische Denkweisen über weibliche und männliche Körper. Solche Sichtweisen bestärken, dass männliche Körper ohne Not verletzt werden können, oder gar durch schmerzhafte Verletzungsrituale ‘geprüft’ werden müssen, während weibliche Körper hoch verletzlich und zu schützen sind – dass also Verletzbarkeit ein Geschlechtsmerkmal sei.
Wir laden daher alle Frauenorganisationen ein, sich mit uns gemeinsam gegen die Genitalbeschneidung von Kindern einzusetzen, was auch im Einklang mit der Menschen- und Kinderrechtskonvention steht, wonach jegliche Diskriminierung nach Geschlecht untersagt ist.